Was macht einen zugehörig? Von der Vielfältigkeit des Judeseins!
Max Czollek und Hanno Loewy im Gespräch
Der Lyriker und Essayist Max Czollek und der Publizist und Direktor des Jüdischen Museums in Hohenems Hanno Loewy diskutieren rund um die Frage, wie hybrid die jüdische Identität nach der Shoa und in Zeiten der Migration im deutschsprachigen Raum ist.
Hanno Loewys Generation wurde oft de facto durch das Leid der Eltern zugehörig gemacht. Die Enkelgeneration, der Max Czollek angehört, ist – wie viele Enkelgenerationen – auf der Suche nach Herkunft und folgt dabei eher den Wegen von Kultur und Geschichte als von Religion oder Nation, und will sich frei fühlen, die eigene Zugehörigkeit zu bestimmen.
Max Czolleks Position zu Differenz und Desintegration provoziert in vielen Teilen der deutschen Öffentlichkeit und weckt Wut und Unverständnis – auch unter Juden. Im Sommer 2021 ist daraus eine heftige Debatte um die Frage des Jüdischseins entstanden.
Seiner Definition gegenüber steht die halachische Position, der der gleiche Respekt gebührt, denn ohne die Bücher und die Religionsgesetze und deren fortwährender Auslegung und Weiterentwicklung, wäre es nicht gelungen, eine oft zur Migration gezwungene Gruppe über Tausende von Jahren zu erhalten.
Jüdischsein, Religion und Identität sind für sich und in ihrer Beziehung zueinander in stetiger Bewegung. Zwei Juden und mindestens drei Meinungen – das soll so bleiben. Wir freuen uns in die inneren Widersprüche des Judentums mit unseren beiden Gästen einzutauchen.